Die Wetter-App hatte keine guten Bedingungen vorhergesagt, aber bei Sonnenschein und optimalen Temperaturen konnte der erste Bürgermeister Konrad Seigfried mit einem „Ich wünsch mir viel Erfolg“ als routinierter Fassanstecher das MTV-Sommerfest am 22. Juli eröffnen.
Der traditionell erste Auftritt gehörte dem Sportkindergarten, der mit einem fröhlichen Tanz die Stimmung anheizte. Die ZUMBA®-Gruppe griff diese gleich auf und verbreitete gute Laune bei der großen Gästeschar. Beim anschließenden 3. Ludwigsburger Sporttalk erhitzten sich die Gemüter weniger als erwartet. Hier ging es um die Tauglichkeit des E-Sports für Sportvereine.
Der E-Sports-Kommentator Tyler Gough, der direkt in der Szene steckt, gab einen Einblick in eine für die meisten noch unbekannte Welt. E-Sports ist so alt wie die Videospiele selbst. Offiziell handelt es sich hier um „sportwettkämpfliches Spielen von PC-Spielen nach festgelegten Regeln“. Vor allem im asiatischen Raum nimmt E-Sports bereits kaum vorstellbare Dimensionen an. Bei einer Weltmeisterschaft werden Preisgelder bis zu knapp 22 Millionen Euro ausgeschüttet. Die Zuschauerzahlen bei solchen Events erreichen über 100 Millionen und riesige Sportarenen sind innerhalb weniger Sekunden ausverkauft. Anne Köhler, die Vorsitzende der Württembergischen Sportjugend, stellte drei grundsätzliche Fragen zur Diskussion: „1. Ist E-Sports tatsächlich Sport aus wissenschaftlicher Sicht? 2. Sind Ego-Shooter-Spiele mit Gewaltanwendung aus moralischer und ethischer Sicht vertretbar? 3. Passt die kommerzielle Struktur in traditionelle und gemeinnützige Sportvereine?“ Beim VfL Herrenberg, vertreten durch den Geschäftsführer Timo Petersen werden bereits E-Sports-Events, die vor allem eine Schnittmenge mit dem Fußball bilden, durchgeführt. Wie sich dieses Angebot im Verein weiterentwickelt, ließ er offen. „Uns ist einfach wichtig, an die Szene heranzukommen“, so Petersen. „Bei der Stadt Ludwigsburg spielt das Thema noch keine Rolle“ stellte der 1. Bürgermeister Konrad Seigfried klar. Für ihn selbst sei dies nur Event, Spiel und Spaß, aber kein Sport. Die Stadt werde sich weiterhin auf die Förderung von Sport und Bewegung konzentrieren. Dr. Thomas Kauth, Kinder- und Jugendarzt, meinte, dass realer Sport und E-Sports unter vom MTV festgelegten Regeln sich nicht ausschließen müssen. „Wenn es einem Verein wie dem MTV Ludwigsburg gelingt, E-Sports zu integrieren und damit Kinder und Jugendliche aus ihren Zimmern zu holen und auch zum Sporttreiben zu motivieren, habe ich durchaus ein gutes Gefühl, so Kauth. Auch Tyler Gough meinte, es gäbe hier durchaus die Chance, Jugendliche in die Sportvereine zu integrieren und die Gemeinschaft im Team zu fördern. Zum Abschluss richtete der erste Vorsitzende Prof. Dr. Matthias Knecht, der als Moderator durch die Runde geführt hatte, noch die Frage ins Publikum „Wer denn E-Sports als Sport ansehe“ – die deutliche Mehrheit sprach sich dagegen aus.
Kurz darauf wurde die Bühne quasi zur Sporthalle umfunktioniert, als wieder viele fleißig vorbereitete und gelungene Vorführungen aus den verschiedensten Abteilungen zu sehen waren. Neben zahlreichen Tanzdarbietungen und Showkämpfen war ein besonderes Highlight der Auftritt der weiblichen Turnerinnen, die mit Hilfe von Trampolin und Weichbodenmatte Sprünge von der Bühne herunter wagten. Auch das abwechslungsreiche Rahmenprogramm für Groß und Klein mit Bogenschießen, Fechten, Darts und allerlei Angebote für Kinder sowie die Partner-Aktionsstände sorgten für Kurzweil. Leichtes Donnern und dunkle Wolken kündigten schließlich schlechteres Wetter an, doch als gegen halb vier der Regen einsetzte, kam dieser für die meisten überraschend. Hals über Kopf begann das Team rund um Hauptorganisatorin Julia Stern aufzuräumen und die Sporthalle im Erdgeschoss wurde kurzerhand zur neuen Showbühne umfunktioniert. Moderatorin Ann’Sophie Fischer führte hier gekonnt weiter durchs Programm und ließ schließlich einen rundum gelungenen Tag ausklingen.
Bereits am Freitag davor wurde mit dem Übungsleiterfest das Festwochenende eingeläutet. So trafen sich abends über 80 Übungsleiter zum Grillen und gemütlichen Beisammensein auf dem Bogenplatz im Osterholz.
