Was für ein Wettkampf vor heimischer Kulisse! Bei der Turn-EM in Leipzig zeigte sich Timo Eder in Top-Form und lieferte vier Tage hintereinander eine gute Übung nach der anderen. Insgesamt 16x musste er ans Gerät und bei seinem letzten Einsatz gab es nach Mixed-Gold sogar noch Bronze am Barren!
Los ging es bei den Europameisterschaften 2025 mit dem Teamfinale der Frauen am Montag, 26. Mai. Hier sicherten sich die deutschen Damen überraschend Silber. Am darauffolgenden Tag schrammte das Männer-Team Andreas Toba, Timo Eder, Nils Dunkel, Milan Hosseini und Dario Sissakis mit einer starken Leistung und 242,595 Punkten nur denkbar knapp an einer Medaille vorbei. Der Rückstand auf die Italiener lag bei lediglich 0,231 Punkten! Gold ging an Großbritannien (247,528 Punkte), Silber an die Schweiz (245,727).
Timo lieferte an allen Geräten für sein Team volle Leistung ab und durfte sich über zwei Finaleinzüge freuen. Vor allem am Barren glänzte der Youngster mit einer präzisen Übung und perfekter Landung (13,800). „Mit dem Barrenfinale habe ich nicht gerechnet und ich werde probieren, die Leistung nochmal so abzurufen“ – so seine Worte. Auch im Mehrkampf schaffte Timo als Achter die Qualifikation.
Perfekte Taktik, perfekte Leistung – Timo Eder holt zusammen mit Karina Schönmaier EM-Gold im Mixed: Gebildet wurde das Duo für das am Mittwoch stattfindende Mixed-Finale erst ganz kurzfristig nach den Teamwettbewerben. Karina Schönmaier hatte bei den Frauen an den für den Wettkampf relevanten Geräten Boden, Sprung und Balken die Nase vorn, Timo Eder konnte sich an Barren, Reck und Boden durchsetzen. 16 Paare aus verschiedenen Nationen gingen vor über 4500 Zuschauern in der Leipziger Messehalle an den Start. Die Reihenfolge der Geräte durfte jede Paarung selbst bestimmen. Nach ihrem Startgerät Boden lagen Timo und Karina auf Rang sechs im Zwischenklassement, dies reichte für den Einzug in die Runde der besten Acht. Hier ging es wieder bei Null los und die DTB-Auswahl setzte auf ihre besten Geräte. Sie zeigte einen sauberen Jurtschenko mit Doppelschraube am Sprung (13,933), er eine blitzsaubere Barrenkür (ebenfalls 13,933). Nun hieß es warten, ob es für den Einzug ins Goldfinale reichen oder ob es eher ein Kampf um Bronze werden sollte. Die Briten zogen zwar noch mit einer besseren Gesamtwertung (28,366) vorbei, aber weder die top turnenden Italiener und Franzosen noch die bis dato führenden Schweizer schafften es auf die Überholspur. Die beiden Deutschen mussten nun im Goldfinale vorlegen. Eder ging am Reck auf Risiko und turnte seine schwierigste Kür. Lediglich nach dem Abgang musste er einen kleinen Schritt machen und holte 13,333 Punkte. Schönmaier musste am Schwebebalken etwas mehr kämpfen, turnte aber insgesamt solide und steuerte 12,233 als Wertung bei. Weil Jarman am Reck eine leichtere Übung als Eder zeigte, aber einen makellosen Abgang hatte, kam er ebenfalls auf 13,333. Die jeweiligen Einzelwertungen wurden aber bis dato nicht bekannt gegeben. Nun waren alle Blicke auf die Britin Evans gerichtet. Auch bei ihr schlich sich der ein oder andere Wackler am Balken ein und so war der Gesamtsieger bis zur Verkündung nicht klar. Endlich durften sich dann aber Timo und Karina überglücklich in die Arme fallen. Mit nur einem Zehntel Vorsprung hatten sich der Ludwigsburger und die Chemnitzerin gegen die favorisierten Briten Jake Jarman und Ruby Evans durchgesetzt. Mit der Goldmedaille konnten die beiden 19Jährigen bei der Premiere des neuen EM-Mixed-Finals Geschichte schreiben und einen historischen Titel gewinnen.
Am Folgetag legte Timo Eder beim Mehrkampffinale ebenfalls nochmals einen beachtlichen Wettkampf hin. Zu Beginn war ihm zwar noch die Müdigkeit der beiden vergangenen Tage anzumerken – immerhin hatte er bereits neun Geräte absolviert! Doch dann brillierte er einmal mehr mit einer extrem konzentrierten Barrenübung (13,900 Punkte) und landete nach einer stabilen Vorstellung am Boden (13,466 Punkte) auf Rang 13.
Ins Barrenfinale am Samstag war Timo als Vorkampf-Sechster eingezogen. Mit einer Medaille rechnete er ebenso wenig wie sein Team-Kollege Nils Dunkel. Unglaublich, dass es für Timo dann Bronze und für Nils sogar Gold wurde. Leider bekam Timo harte drei Zehntel Abzug, weil er beim Einturnen zu lang am Gerät war. Aber mit Ruhe, Präzision und einem perfekt gestandenen Abgang überzeugte er schließlich doch noch das Kampfgericht und holte 13,700 Punkte. Da neben Olympiasieger Oleg Verniaiev auch andere Konkurrenten patzten, machte sich Eder endgültig zum Medaillengewinner und freute sich riesig, gemeinsam mit Nils Dunkel (13,900) auf dem Treppchen zu stehen.